Dienstag, März 19, 2024
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„Wir wollen für die Europäische Idee begeistern“

Im Gespräch mit den Jungen Europäischen Föderalisten Bonn

Interview von Laila N. Riedmiller

v.R.n.L: Niklas, Jan, Biljana. Foto: Samuel F. Johanns
v.R.n.L: Niklas, Jan, Biljana. Foto: Samuel F. Johanns

Biljana Vrhovac, Jan Küthe und Niklas Höhle sind drei Gesichter der JEF-Hochschulgruppe Bonn. Sie alle sind begeistert von der Europäischen Idee und haben es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen für Europa zu gewinnen.
Biljana studiert Jura und ist bereits seit 2012 bei den Jungen Europäischen Föderalisten aktiv. Über die Bekanntschaft mit ihr kamen auch Jan und Niklas zur Organisation. Jan studiert Mathematik im Master und wurde durch einen europakritischen Zeitungsartikel motiviert, sich in der von Biljana beworbenen Organisation zu engagieren. Niklas studiert Law and Economics im Bachelor. Nach dem Brexit kam für ihn die Erkenntnis, dass ein Engagement für die EU wichtig sei und dass er selbst Teil einer proeuropäischen Initiative werden müsse.
FW: Hallo ihr drei. Wofür steht eure Organisation?
Wir sehen uns als komplett parteiunabhängig. Zwar sind viele unserer Mitglieder gleichzeitig auch Mitglieder einer Partei, aber wir sind ausdrücklich unkonfessionell und der offizielle Jugendverband der größten proeuropäischen Bürgerinitiative Europa-Union. Unsere Ideen sind Frieden, Gemeinschaft, Solidarität und demzufolge auch Europa als Wertegemeinschaft. Wir stehen hinter der Idee der Europäischen Union und möchten diese durch Bildungsarbeit verbreiten.

FW: Wie sieht es aktuell in Bonn aus, wieviele Mitglieder habt ihr?
Wir haben etwa 10 aktive Mitglieder, allerdings sind wir noch im Aufbau. Die JEF gibt es bereits seit den Siebzigern und auch die Bonner Gruppe ist schon ein paar Jahrzehnte alt, aber wir haben immer eine hohe Fluktuation. In der aktuellen Besetzung gibt es uns seit etwa einem halben Jahr und wir versuchen gerade, uns als Gruppe neu aufzustellen.

FW: Wie seid ihr strukturiert?
Man kann unseren Aufbau durchaus mit dem einer Partei vergleichen. Wer der JEF beitritt, wird automatisch auch Mitglied der Europa-Union, wer unter 35 Jahren alt ist und der Europa-Union beitritt wird gleichzeitig Mitglied der FEJ. Wie eine Partei auch haben wir eine Europa-, eine Bundes- und eine Landesebene. Allerdings verstehen wir uns selbst nicht als Parteiersatz. Niemand muss sich profilieren, da wir kein Karrieresprungbrett sind. Deshalb gibt es auch weniger Gerangel um die Posten und wir setzen uns insbesondere auch mit Themen auseinander, die Parteien nicht unbedingt auf der Tagesordnung haben und die auch nicht Teil der Europawahl sind. Dabei arbeiten wir eng mit der Europäischen Kommission zusammen, die ja auch in Bonn ansässig ist. Zudem gibt es diesen Dezember beispielsweise einen Vortrag zur Europäischen Raumfahrt (der leider zur Zeit der Veröffentlichung schon stattgefunden hat, Anm.d.Red.). Raumfahrt ist kein klassisches Wahlkampfthema in Europa.

FW: Was genau macht ihr, um junge Menschen für Europa zu begeistern?
Wir agieren sehr viel im Bereich der Jugendbildung und politischen Bildung. gemeinsam mit dem NRW-Landesverband organisieren wir regelmäßig eine Simulation des Europaparlaments. Insbesondere jüngere Leute unter 35 wollen wir politisieren und veranstalten dazu sowohl Diskussionen als auch Informationsabende, damit Menschen die Möglichkeit haben, sich mit fundierten Kenntnissen an den Debatten zu beteiligen. Wir wollen uns in Diskurse einbringen und verstehen uns als meinungsbildend. Zur Europawahl rufen wir immer auch zur Wahl auf. Außerdem veranstaltet der Landesverband regelmäßig Studienreisen, bei denen wir die JEF-Verbände anderer Länder besuchen oder diese zu uns kommen. Dabei geht es uns nicht nur um politischen, sondern auch um einen kulturellen Austausch. Zuletzt waren wir im Kosovo unterwegs.
Kulturelle und gesellschaftliche Themen sind uns genauso wichtig wie politische, wir wollen Europa an sich fördern und jungen Menschen näherbringen, warum die EU ein Wert an sich ist.

FW: Gibt es in jedem Mitgliedsstaat der EU JEF-Verbände?
Ja, hier in Deutschland gibt es sie in allen studentischen Städten, in den anderen europäischen Ländern sind sie zumindest in den Hauptstädten ansässig. Aber auch in europäischen Nicht-EU-Ländern gibt es JEF-Gruppen, die dort die Bevölkerung für die EU zu begeistern versuchen und darauf hinarbeiten, dass Reformen verabschiedet werden, die die Aufnahmekriterien erfüllen und einen möglichen Beitritt näherrücken lassen, beispielsweise in der Türkei oder Bosnien. Auch hier ist für uns natürlich ein reger Wissensaustausch wichtig.

FW: Und wie seid ihr strukturiert?
Als Ortsverband versuchen wir, möglichst unbürokratisch zu handeln. Einmal im Monat veranstalten wir einen Stammtisch, zu dem jede_r kommen und eigene Ideen einbringen kann. Auf dieser Ebene können auch alle Menschen über Aktionen abstimmen. Hier ist die Hierarchie noch sehr flach und die Aktionsform vor allem praktisch. Auf Landes- und Bundesebene treten dann natürlich vermehrt auch bürokratische Vorgänge in den Vordergrund. Dazu kommen dann Diskussions- und Informationsveranstaltungen.

FW: Wie finanziert ihr euch?
Wir sind selbst kein eingetragener Verein, d.h. wir können keine Spendenquittungen ausstellen. Aber als Tochtergruppe der Europa-Union erhalten wir von dieser Gelder und erheben zudem einen -geringen- Mitgliedsbeitrag von 2,50 Euro pro Mitglied und Monat. Im Gegensatz zu den meisten Parteijugenden stellen wir aber auch keine so starke Opposition zur älteren Gruppe dar, auch wenn es natürlich manchmal Meinungsverschiedenheiten gibt.

FW: Was stellt ihr beim Gespräch mit Menschen fest, hat sich deren Einstellung zu Europa insbesondere seit dem Brexit verändert?
Obwohl Brüssel nur ca 200 Km von Bonn entfernt ist, wirkt es für viele Menschen oft sehr viel weiter entfernt. Berlin erscheint näher, sicher auch, weil die Bundesregierung für die meisten stärker personalisiert ist. Wir spüren selten direkte Ablehnung, aber sehr viel Unwissen über Vorgänge in der EU. Das zeigt, wie wichtig es ist, die Bürger_innen zu informieren. In diesem Sinne verstehen wir uns auch als Bindeglied zwischen der Institution EU und den europäischen Bürgern.
Der Brexit kam auch für den NRW-Landesverband absolut überraschend. Die Leute merken, dass es ernst wird und wollen keinen zweiten Brexit. Das wird auch in Gesprächen sehr deutlich.

FW: In Bonn gibt es eine Hochschulgruppe und einen Ortsverband, gibt es da personelle Unterschiede?
Nein, nicht wirklich. Wir sind weitgehend deckungsgleich. Aber natürlich sind uns als HSG vor allem auch Uni- und wissenschaftliche Themen wichtig. Der Erhalt des ERASMUS-Austauschprogramms, eine verbesserte Anerkennung von Studienleistungen und ein vermehrter Wissenschaftsaustausch sind auf jeden Fall Ziele, die wir nach der Neukonstituierung weiter verfolgen möchten.

FW: Wenn man sich bei euch beteiligen möchte, wohin kann man sich wenden?
Am 14.12. veranstalten wir ab 20 Uhr eine Weihnachtsfeier. Ansonsten können Menschen uns gerne über die Webseite (www.jef-nrw.de/bonn ), per Mail (bonn@jef-nrw.de) oder facebook erreichen.

FW: Danke für das Gespräch!

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