Samstag, April 20, 2024
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Pirinçci bedroht Bonner Buchladen

Nachdem offenkundig linke Aktivist_innen das Haus des bekannten Bonner Rechtsaußen Akif Pirinçci in der Südstadt mit Farbe angegriffen haben, drohte dieser im Internet einem linken Buchladen in der Altstadt mit einem nächtlichen Besuch von Hooligans und Rockern.

von Jana Klein

Muss leider draußen bleiben: Pirinçci-Verbot im Altstadtbuchladen. Foto: jak
Muss leider draußen bleiben: Pirinçci-Verbot im Altstadtbuchladen. Foto: jak

„Meine Fans von der Hools- und Motorradclub-Szene werden euch in den nächsten Wochen einen Besuch in eurem Treffpunkt Buchladen „Le Sabot“ (…) abstatten, um dort ganz viele Bücher einzukaufen. Vielleicht auch nach Ladenschluß. Es gibt nur noch ein paar Logistikprobleme mit den Bussen aus Ostdeutschland, die jedoch in den nächsten Tagen gewiß gelöst sein werden“. Mit diesen und weiteren gewohnt flapsigen wie holprigen Sprüchen drohte Anfang April der Bonner Rechtspopulist und Autor Akif Pirinçci auf seiner Facebook-Seite dem Laden, der in der Bonner Altstadt Bücher an ein linkes Publikum verkauft. Zuvor war, wohl als „Aprilscherz“, der Eingangsbereich seines Hauses in der Bonner Südstadt mit pinker Farbe überschüttet worden, angeblich soll es sich beim entstandenen Schaden um eine Summe von 30.000 Euro handeln. Die Täter_innen, die aus der linken Szene stammen dürften, machte der Autor daraufhin unvermittelt in oder hinter besagtem Geschäft aus. Auf der Internetplattform „linksunten.indymedia“ war zuvor ein kurzer Bekenner_innenbrief der Farbattacke aufgetaucht, das Portal wird häufig für solche Schreiben genutzt. Die Strafbarkeit des Postings von Pirinçci müsste im Zweifelsfalle ein Gericht klären – was die Grenze zur Strafbarkeit überschreitet und was nicht, kann juristisch gerne mal zur Haarspalterei ausarten. Facebook jedenfalls deaktivierte Pirinçcis Account kurz nach Erscheinen für eine Weile, vermutlich aufgrund einer Meldung, und löschte den entsprechenden Eintrag.

Wie Pirinçci auf das Le Sabot kam, ist unklar. Gegenüber dem Tagesspiegel aus Berlin (der Bonner General-Anzeiger berichtete nicht) warf Pirinçci weiterhin der Stadt Bonn vor, diese finanziere die linksradikale Szene im „Kampf gegen Rechts“, um „unschuldigen Bürgern“ die Hausfassade zu zerstören – eine in rechten Kreisen beliebte Verschwörungstheorie. Ende 2015 sprach Pirinçci in Dresden bei Pegida und rückte die politische Gegenwehr gegen die Rechtspopulist_innen in die Nähe der Vernichtungen in deutschen Konzentrationslagern, die die „Gauleiter gegen das eigene Volk“ gegenwärtig allerdings noch unterließen, denn: „die KZs sind ja leider derzeit außer Betrieb“. Seine „KZ-Rede“ brachte dem Autor die Eröffnung von Ermittlungen wegen des Verdachts auf Volksverhetzung ein, sogar vielen Pegida-Anhänger_innen ging sie zu weit.

bildpirincci1Auf seiner Facebookseite bewies der Laden Humor und witzelte über angebliche ostdeutsche Rockerbanden, die ausgerechnet mit einem Bus herangekarrt werden müssten, statt auf ihren Maschinen in den Westen der Republik zu brausen. Die Drohung mit Hooligans allerdings dürfte einen handfesteren Hintergrund haben: im Januar zogen 250 der rechten Schläger durch den alternativen Leipziger Stadtteil Connewitz und schlugen dort, parallel zum örtlichen Pegida-Aufzug, alles kurz und klein, was ihnen auf ihrem Weg begegnete. Unter Anderem gingen dabei Autos in Flammen auf und Schaufensterscheiben zu Bruch, die Polizei kesselte 211 Tatverdächtige ein. Von den ostdeutschen Verhältnissen, die sich hier herbeigesehnt werden, sind sowohl Bonn als auch der restliche Westen der Republik freilich noch weit entfernt, zum Ärger Pirinçcis und seiner Änhänger_innen.

In der Kommentarspalte unter dem verbleibenden Posting kann der übliche rechte Social Media-Mob beobachtet werden. Einer der User schreibt etwa: „Ich warne jeden Antifanten, mein Grundstück zu betreten, denn Neunmillimeter fliegen schneller, als Antifant laufen kann…“ und Pirinçcis Ankündigung vom 2. April, auf die Farbattacke noch zu reagieren, ist dort weiterhin lesbar: „Die Gegenreaktionen wird folgen. Aber ein bißchen schlimmer als das, was man auf dem Billd sieht. Wir haben hier in Bonn auch eine Antifa …“.

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