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Was ist Exzellenz?

Ein Gastbeitrag von Hendrik Schönenberg vom 24.02.2019

Inzwischen haben wahrscheinlich auch die allerletzten Studierenden und die hinterste Karteileiche mitbekommen, dass an die Universität Bonn sechs Forschungscluster von der Exzellenzkommission von Bund und Ländern vergeben wurde. Damit kann sie sich ganz offiziell um den Titel als „Exzellenzuniversität“ bewerben. Mit den sechs ausgezeichneten Projekten winken der Uni Fördergelder in Millionenhöhe und natürlich ein ordentlicher Prestigegewinn. Selbstbewusst titelt die Uni auf ihrer Website: „Universität Bonn mit sechs Exzellenzclustern erfolgreichste Hochschule in Deutschland“. Sie gehöre zu den „bedeutendsten Forschungsuniversitäten in Deutschland“ ist weiter zu lesen. Ein Grund mehr für jeden Studenten in Bonn mit stolzgeschwellter Brust seine Universität zu betrachten, oder nicht?

Wie so oft steckt der Teufel im Detail. Natürlich möchte niemand bestreiten, dass der Erhalt von sechs Forschungsclustern, – mehr als jede andere Hochschule in Deutschland hat –, eine Auszeichnung und ein Indikator für die Forschungskompetenz der Uni sind. Niemand möchte die herausragende Arbeit der Forscherinnen und Forscher kritisieren, die sicher in ihren Gebieten Pionierarbeit leisten. Aber was genau bedeutet das„Exzellenz“ eigentlich?

Die Ausweisung als „Exzellenzuniversität“ beschreibt lediglich die Forschungsarbeit der Universität. Sie stellt keine Auszeichnung der Lehre dar. Im Gegenteil setzt die Universität hier den Fokus nicht eindeutig auf die Forschung, zum Nachteil der Lehre?

Ein praktisches Beispiel: Viele Studierende sind äußerst erbost über die Schließung des dritten Obergeschosses des Hauptgebäudes, wovon vor allem die Institute der philosophischen Fakultät betroffen sind. Sie müssen in den berüchtigten Campus AVZ III, Römerstraße 164, ausweichen;, ein Standort, der bereits mehrmals abgerissen werden sollte. Der Vorschlag, die betroffenen Institute auf das Gelände der ehemaligen Kinderklinik in Innenstadtnähe umzusiedeln, wurde von der Uni abgelehnt. Schließlich ist dieser Standort bereits für die Exzellenzcluster vorgesehen.

Daran, dass es auch in der Lehre Verbesserungsbedarf gibt, dürften weiterhin keine Zweifel bestehen. Es reicht eben nicht aus, in der Forschung zu den besten Hochschulen in Deutschland und der Welt zu gehören. So großartig und euphorisierend der Exzellenztitel auch ist, sollte nicht vielmehr auch nach einer Verbesserung der Bildung gestrebt werden, nach einer Verbesserung in den Bereichen, die noch nicht auf dem Niveau der Weltspitze sind?

Am Ende jedes Semesters sind alle Teilnehmenden einer Veranstaltung dazu aufgerufen, das Seminar, die Vorlesung oder das Tutorium zu evaluieren. Alle kennen die Bewertungsbögen. In der Auswertung dieser Anmerkungen würden sicher einige Verbesserungsvorschläge auftauchen, die es wert sind, umgesetzt zu werden.

Eine exzellente Uni bedeutet für mich nicht ausschließlich eine ausgezeichnete Forschung, sondern vielmehr auch ein qualitativ hochwertiges Lernangebot. Kompetente Dozenten und ein sinnvoller Studienaufbau gehören genauso dazu wie ein breites Veranstaltungsangebot, und das kein Studierender um einen Platz in einem Seminar bangen muss. Statt sich also nur für die Erfolge in der Forschung zu feiern sollte die Uni sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen, sondern weiter an der Verbesserung insbesondere auch der Lehre arbeiten. Selbst wenn dort keine lukrativen Fördergelder augenzwinkernd herüberlächeln.

Bildunterschrift: Exzellenzcluster helfen der Forschung, die Lehre aber leidet oft.

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