Donnerstag, März 28, 2024
Universität

Uni Bonn stellt sich vor: Interview mit dem HRZ

Zum Start unserer neuen Reihe, in der wir die verschiedenen Bereiche und Personen unserer Universität vorstellen werden, sind wir zu Gast bei Herrn Ragg, dem stellv. Direktor des Hochschulrechenzentrums (HRZ).

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Basta: Hallo Herr Ragg! Was tut eigentlich das Hochschulrechenzentrum?

Ragg: Das Hochschulrechenzentrum ist der zentrale IT-Dienstleister der Universität. Wir stellen alle fächerübergreifenden Systeme wie Ecampus, BASIS, Uni-Wlan und viele andere Dienste bereit.

Basta: Wie sind Sie zum HRZ gekommen und was tun Sie dort?

Ragg: Ich bin seit 4 Jahren beim HRZ. Davor war ich IT-Projektmanager an der Uni und habe unter anderem BASIS mit eingeführt. Ursprünglich komme ich aus dem pädagogischen Bereich. Ich bin aber an den entscheidenden Ecken immer weiter in Richtung Informatik abgebogen bis ich im Rechenzentrum gelandet bin. Deshalb fühle ich mich bei Dingen wie E-Learning zu Hause. Wie kann ich Inhalte vermitteln? Das interessiert mich!

In meiner Arbeit nehme ich oft eine Mittler-Position zwischen Instituten und Informatikern ein. Was will das Institut? Kriegen wir etwas aufgebaut? Wird das Problem dadurch auch gelöst? Wenn das alles passt, dann ist es gut gelaufen.

Basta: Wie sah es vor Ecampus, BASIS und anderen digitalen Diensten an der Uni aus?

Ragg: Das war zu großen Teilen, muss ich ehrlich sagen, auch noch vor meiner Zeit.

Die frühen digitalen Systeme waren aber an vielen Ecken häufig auch manuelle Prozesse.

Für Zugänge zu den E-Learning-Systemen mussten z.B. Daten gesammelt werden. Welcher Student ist eingeschrieben und mit welcher Matrikelnummer?

Viele Dinge waren aber auch schlicht nicht möglich oder erst dann, wenn man sich für diesen Dienst interessiert und freigeschaltet hat. Es gab nur eine zentrale Kennung, die man bekam, wenn man ins Rechenzentrum gekommen ist. Damals war das nicht durchautomatisiert.

Aus Sicht der Uni ist ein Studium ohne Nutzung der zentralen IT-Dienste aber nicht sinnvoll.

Deswegen gründete man die Uni-ID. Der Weg ins HRZ fiel dadurch weg. Das macht nun alles einfacher, egal ob man BASIS nun schön findet oder nicht.

Basta: Früher durften Alumni die Uni-ID behalten, warum wird das abgeschafft?

Aus lizenzrechtlichen Gründen. Die Uni-ID bietet Zugriff auf Uniressourcen, die oft vertraglich nur Mitgliedern der Uni vorbehalten sind. Alumni sind rechtlich keine Mitglieder der Uni. Die wissenschaftlichen Verlage bestehen aber darauf, dass nur Studenten oder Mitarbeiter auf ihre Inhalte Zugriff haben. Der jetzige Kompromiss sieht vor, dass Alumni die Uni-Mailadresse behalten können. Alumni können sich eine Emailweiterleitung einrichten, so dass Mails automatisiert an einen privaten Account umgeleitet werden.

Basta: Könnte man nicht die Alumni-IDs kennzeichnen und die Nutzung kritischer Dienste beschränken?

Ragg: Ja, das wurde auch diskutiert. Wer momentan eine Uni-ID hat, der hat jetzt Zugang zu allen Diensten und im Zweifel kann er innerhalb eines Dienstes beschnitten werden. Es wäre eine grundsätzliche Änderung, wenn wir sagen, dass wir Nutzergruppen einführen. Das wäre technisch ein großer Aufwand, wozu uns zurzeit die Ressourcen fehlen.

Basta: Sie haben nur 30 Festangestelle. Wie schaffen sie das?

Ragg: Viele Dienste sind sehr knapp besetzt.

Schlussendlich müssen wir uns auf die Kernaufgaben konzentrieren und den Fokus auf Sicherstellung des täglichen Betriebs richten. Es bleibt uns im Moment keine Zeit für die „modernen“ Dinge. Wir können derzeit nichts ausprobieren. Keine Kapazitäten.

Die Hochschule ist insgesamt, für das, was sie erbringen soll, mit zu wenig Geld ausgestattet. Wir würden zum Beispiel gerne auch ein tolleres Campus-Management-System als BASIS anbieten. Dafür haben wir ja auch viel Prügel eingesteckt. Aber wir sind uns auch alle einig, dass das nicht das Ende der Fahnenstange ist.

Es wird von der Hochschulleitung auch anerkannt, dass sehr gute Arbeit gemacht wird, die unter sehr knappen Ressourcen vollbracht wird. Was wirklich helfen könnte, wäre , wenn wir langfristig kalkulieren könnten und uns nicht von Projekt zu Projekt hangeln müssten.

Basta: Ist ein Ausbau des Rechenzentrums geplant?

Ragg: Wir sind ständig in Verhandlung mit der Hochschulleitung. Aber das Geld hat real keiner. Vielen anderen geht es ähnlich. Es gibt zurzeit einfach keine Stapel mit versteckten Dauerstellen, die jemand zu verteilen hat.

Unser Weg ist es, immer wieder Argumente auszutauschen und zu gucken wohin die Uni will. Brauchen wir dafür eine Projektstelle oder muss das längerfristig angelegt werden? Grundsätzlich ist unser Bestreben zu einer breiteren personellen BASIS im HRZ zu gelangen.

Basta: Es werden ja viele Dienste vom HRZ angeboten. Welcher ist ihr Champion?

Ragg: Mein Champion ist Eduroam als universitätsübergreifendes Wlan. Das ist schon sehr cool. Insbesondere das man zwischen Institutionen eine gemeinsame technische Infrastruktur aufbaut. Dabei geht es um Vertrauen und in diesem universitären Rahmen ist das weltweit möglich. Das erlebt man nur in der Hochschulwelt. Kein Mensch in der Wirtschaft könnte sich vorstellen, dass man irgendwo hin geht und eine fremde Firma ihre Infrastruktur zur Verfügung stellt, weil die eigene Firma sagt, dass man ihm vertrauen kann.

Ich bin häufig auf Tagungen und die Anzahl der Städte, die kein Eduroam hat wird immer kleiner. Als ich neulich in der Innenstadt von Kaiserslautern war – im Hotel – da hatte ich plötzlich Eduroam. Das dortige Rechenzentrum hat sich mit den lokalen Providern in Kaiserslautern zusammengetan und ein Abkommen geschlossen.

Basta: Könnte man sich das auch für Bonn vorstellen?

Ragg: Es gab schon erste Verhandlungen. Dabei ist aber leider noch nichts zustande gekommen. Wir können uns das aber durchaus vorstellen.

Basta: Wie sieht die digitale Uni in 10 Jahren aus?

Ragg: 10 Jahre ist ein weiter Horizont. Mein Eindruck ist, dass sich Rechenzentren zunehmend spezialisieren werden. Zurzeit sind Hochschulrechenzentren Vollversorger. Fraglich ist, ob jede Uni in 10 Jahren wirklich noch ein eigenes Ecampus, Campusmanagement und alles andere bereitstellen muss. Vielleicht macht dann ein Rechenzentrum Ecampus und stellt es den anderen zur Verfügung. Es kommt dann nicht mehr drauf an, was in welchem Keller steht.

Basta: Wie ownCloud?

Ragg: Ja genau, wir bekommen eine ownCloud ab Februar. Das ist ein Cloudservice wie Dropbox, der von der Uni Münster betrieben, gewartet und unserer Universität zur Verfügung gestellt wird. Zukünftig kann jeder Student 30GB Cloudspeicher in Anspruch nehmen. Damit können Studenten und auch Wissenschaftler künftig besser zusammen arbeiten. In 10 Jahren kann ich mir dieses Konzept auch für viele andere Dienste vorstellen.

Basta: Vielen Dank Herr Ragg, für das Interview.

 

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