Dienstag, März 19, 2024
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Studentenverbindungen und ihre Rituale

Eine kleine Einleitung

 von Jan Bachmann

Historische Zeichnung von  C. W. Allers von 1902
Historische Zeichnung von C. W. Allers von 1902

Im studentischen Verbindungsleben gibt es zahlreiche Rituale und Bräuche. Natürlich sind diese Rituale je nach Art der Verbindung und nach Sitte in der einzelnen Verbindung sehr verschieden.

Farben und Bänder
Den meisten Studierenden dürften schon die bunten Bänder aufgefallen sein, die viele Verbindungsstudenten tragen. Während die Bänder von Burschen, also den Vollmittgliedern einer Verbindung in der Regel drei Farben haben, haben die Bänder der Füchse, also der Neumitglieder, die noch in einer Art Probezeit sind, zwei Farben. Die jeweils älteste Verbindung in einer Stadt darf die Farben Schwarz, Rot und Gold tragen. In Bonn ist dies die Burschenschaft Alemannia. Zusätzlich gibt es auch noch Uniformen, verschiedene Formen von Mützen und auch Degen, bzw. Zierdegen, da das Tragen von Degen in der Öffentlichkeit in der Regel untersagt ist. All dies wird jedoch nur selten zu wichtigen Anlässen getragen.
Ein Brauch, der in vielen Verbindungen üblich ist, ist das Stehlen von Coleurgegenständen anderer Verbindungen, also etwa Bildern, Wappen usw.. Diese Gegenstände müssen dann von der bestohlenen Verbindung „ausgepaukt“, also freigetrunken werden. Zu den Gegenständen, die gestohlen werden können gehören auch die Füchse, die von einer anderen Verbindung festgehalten werden können, wenn sie sich ohne Begleitung eines Burschen der eigenen Verbindung im Haus einer fremden Verbindung aufhalten. Dieses Festhalten geschieht aber in der Regel nur symbolisch durch das einbehalten des Fuchsenbandes.

Trinkrituale
Ein durchaus geselliger Brauch ist das sogenannte Bummeln: Hier ziehen verschiedenen Mitglieder einer Verbindung zu anderen Verbindungen und trinken gemeinsam Bier.
Das Bier trinken spielt in den Ritualen vieler Verbindungen eine wichtige Rolle. Zu verschiedenen Gelegenheiten werden Wetttrinken abgehalten. Bei einer Stafette etwa stehen sich an zwei Tischseiten je die gleich Anzahl an Teilnehmern gegenüber, der jeweils erste beginnt damit, sein Glas zu leeren, sobald er das leere Glas auf den Tisch gestellt hat, trinkt der Zweite usw., gewonnen hat dann die Seite die am schnellsten fertig ist. Da bei solchen trinkspielen nicht selten mehr Bier aufgenommen wird, als man vertragen kann, stehen zum Speien Kübel und Eimer bereit. Geübte Wetttrinker helfen hier gerne etwas nach, indem sie mit den Fingern den Brechreiz künstlich auslösen, um für das folgende Trinken optimal gerüstet zu sein. In der Verbindungssprache werden die Behälter zum Speien Päpste genannt. In manchen Verbindungen gibt es solche Päpste auf den Toiletten, mit Griffen zum Festhalten und Polster, gegen das man den Kopf legen kann, falls einem beim Erbrechen schwindelig werden sollte. Es gibt aber auch Päpste, die sich in den Trinkkellern der Verbindungen verbergen, die aus großen Bottichen bestehen und über Monate, gar Jahre nicht gelehrt werden.
Ein  Ritual, an das sicher die meisten denken, wenn es um Studentenverbindungen geht ist das Fechten. In der Mehrzahl der Verbindungen wird nicht gefochten, so lehnen etwa katholische Studentenverbindungen das Fechten grundsätzlich ab. Es gibt aber auch pflichtschlagende Verbindungen, bei denen Verbindungsmitglieder eine oder mehrere Pflichtpartien schlagen müssen.

Lebensbund
Die meisten Rituale dienen auch der Stärkung des Gemeinschaftsgefühls und damit der Bindung des Mitglieds an die Verbindung. Dies geht einher mit dem Lebensbundprinzip, einem der Grundprinzipien des Verbindungswesens: Die Mitgliedschaft in einer Verbindung endet nicht mit dem Abschluss des Studiums, auch danach gehört ein Mitglied als „alter Herr“ weiter zur Verbindung. Oft werden die dadurch bestehenden Verbindungen auch genutzt um Vorteile im Studium und in der Arbeitswelt zu erhalten.
Finanzierung
Während des Studiums zahlen die Mitglieder in der Regel nur einen sehr geringen Beitrag an die Verbindung, aufgrund des Lebensbundprinzips wird aber erwartet, dass die alten Herren später, wenn sie im Berufsleben stehen die Verbindung finanziell unterstützen.
Fast alle Verbindungen besitzen eigene Häuser in guter Lage, in denen sie Zimmer günstig vermieten, dies dient auch der Mitgliederwerbung. Manche Verbindungen betreiben auch eigene Wohnheime in, die unabhängig von der Verbindung bestehen oder haben Teile ihres Grundstückes an Gewerbetreibende verpachtet.
Nicht selten werden Verbindungen auch in Testamenten bedacht, dann geht der Lebensbund über den Tod hinaus.

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