Freitag, April 26, 2024
Allgemein Hochschulpolitik Kultur Lokales Politik Universität

FW-Stipendienratgeber

Hintergründe und praktische Tipps für die Bewerbung

Die größten Begabtenförderungswerke
Politische Stiftungen
  1. Friedrich-Ebert-Stiftung (SPD-nahe Stiftung), Besondere Voraussetzungen: Abischnitt besser als 2,0, Anspruch auf BAföG-Höchstsatz, https://www.fes.de/studienfoerderung: Bewerbungsschluss: 01.10.2019
  2. Konrad-Adenauer-Stiftung (CDU-nahe Stiftung), https://www.kas.de/web/begabtenfoerderung-und-kultur: Bewerbungsschluss: 01.10.2019
  3. Heinrich-Böll-Stiftung (Grünen-nahe Stiftung), Sonderprogramm für Migrant*innen, die mit Schwerpunkt auf Medien studieren, https://www.boell.de/de/stiftung/bewerbung: Bewerbungsschluss: 01.09.2019
  4. Friedrich-Naumann-Stiftung (FDP-nahe Stiftung), https://www.freiheit.org/stipendien: Bewerbungsschluss: 31.10.2019
  5. Rosa-Luxemburg-Stiftung (Linken-nahe Stiftung), Sonderprogramm für Studierende ohne akademischen Familienhintergrund, https://www.rosalux.de/stiftung/studienwerk/: Bewerbungsschluss: 01.10.2019
  6. Hanns-Seidel-Stiftung (CSU-nahe Stiftung), https://www.hss.de/stipendium/: Bewerbungsschluss: 30.11.2019
  7. Hans-Böckler-Stiftung (Gewerkschaftsnahe Stiftung), https://www.boeckler.de/112003.htm: Bewerbungsschluss: 01.08.2019
  8. Stiftung der Deutschen Wirtschaft (Wirtschaftsnahe Stiftung), Besondere Voraussetzungen: Noten im oberen Drittel des Leistungsspiegels des Fachbereichs, https://www.sdw.org/das-bieten-wir/fuer-studierende/: Bewerbungsschluss: April 2020
Religiöse Stiftungen
  1. Cusanuswerk (Katholische Stiftung), Besondere Voraussetzungen: Mitgliedschaft in der katholischen Kirche, https://www.cusanuswerk.de/bewerbung/studierende/: Bewerbungsschluss: 24.07.2019
  2. Evangelisches Studienwerk Villigst (Evangelische Stiftung), Besondere Voraussetzungen: Mitgliedschaft in der evangelischen Kirche (Ausnahmen möglich), https://www.evstudienwerk.de/bewerbung/studium/unser-stipendium.html: Bewerbungsschluss: 01.09.2019
  3. Ernst-Ludwig-Ehrlich-Studienwerk (Jüdische Stiftung), Besondere Voraussetzungen: Zugehörigkeit zu jüdischer Gemeinde oder Studium jüdischer Studien, https://eles-studienwerk.de/foerderung/studierendenfoerderung/: Bewerbungsschluss: 01.12.2019
  4. Avicenna-Studienwerk (Muslimische Stiftung), Besondere Voraussetzungen: Zugehörigkeit zu einer muslimischen Gemeinde, http://www.avicenna-studienwerk.de/: Bewerbungsschluss: 01.10.2019
Andere
  1. Studienstiftung des Deutschen Volkes (Weltanschaulich „unabhängige“ Stiftung), Besondere Voraussetzung: Zulassung zum Bewerbungsverfahren idr. durch Vorschlag, Selbstbewerbung nach erfolgreichem Auswahltest möglich, https://www.studienstiftung.de/studienfoerderung/: Nächste Anmeldephase: Januar 2020
Tipps für die Bewerbung
  • Noten sind nicht alles. Begabtenförderung ist nicht 1,0-Abiturient*innen vorbehalten.
  • Keine Scheu bei den Gutachten. Für Professor*innen ist die Bitte um ein Gutachten idr. nichts Neues.
  • Kein Understatement. Zeigt euch in eurer Bewerbung ambitioniert. Bedenkt aber, dass ihr im persönlichen Gespräch glaubwürdig bleiben müsst.
  • Gleichzeitige Bewerbungen bei verschiedenen Stiftungen machen euch unglaubwürdig, vor allem, wenn diese weltanschaulich sehr verschieden sind.
  • Für die Bewerbung bei den parteinahen Stiftungen bedarf es keiner Parteimitgliedschaft. Nur deren Grundwerte solltet ihr teilen.
  • Einige Studienwerke bevorzugen Bewerber*innen aus unterrepräsentierten Bevölkerungsgruppen. Studienförderung ist kein Privileg für schon Privilegierte.
  • Engagiert euch! Besonderes gesellschaftliches Engagement ist nicht nur eine gute Sache, sondern hebt euch bei der Bewerbung um ein Stipendium hervor.
  • Abgelehnt werden ist keine Schande. Die Bewerbungsverfahren enthalten einige Unwägbarkeiten und können es nicht leisten, jeden so zu bewerten, wie es ihm*ihr angemessen wäre.
  • Nutzt den Bewerbungsprozess, um über euch und eure Ziele zu reflektieren und für später zu lernen.

Das Stipendium ist eine der interessantesten Möglichkeiten zur Studienfinanzierung. Doch leider versuchen nur wenige Studienanfänger*innen in eines der vielen Förderungswerke aufgenommen zu werden. Das liegt nicht selten an falschen Vorstellungen darüber, auf was es den Förderungswerken ankommt, und oft auch an zu wenig Glauben der Studierenden, im Bewerbungsverfahren überhaupt eine Chance zu haben. Dieser Artikel soll euch einen Überblick darüber verschaffen, was ein Stipendium für Vorteile bringt, welche großen Förderungswerke es gibt und auf was es bei der Bewerbung ankommt.

Wer vergibt Stipendien?

Zusammengenommen sind die vielen Stipendienangebote kaum überschaubar. Neben den aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) finanzierten Stipendien gibt es noch eine lange Reihe privater Förderungen, die manchmal auch nur aus ideeller Förderung bestehen. Bei Stipendien sind zwei Arten der Förderung zu unterscheiden: Die materielle und die ideelle. Die materielle Förderung sind Geldwerte oder auch Sachwerte, die Studierenden während ihrer Studienzeit zur Verfügung gestellt werden. Das können Studienkostenpauschalen, Reisekostenpauschalen oder die Übernahme von BAföG-Zahlungen sein. Materielle Förderung ist häufig verknüpft mit ideeller Förderung. Bei den großen Studienwerken besteht die ideelle Förderung vor allem in der Möglichkeit, Seminare, Workshops und Fortbildungen des Studienwerks zu besuchen. Zusätzliche Angebote zur Studienberatung oder Kontakte zur anderen Studierenden und Wissenschaftler*innen fallen auch unter die Kategorie der ideellen Förderung.

Im Folgenden soll der Fokus vor allem auf die großen Studienwerke gelegt werden. Im Grunde verteilen sie Mittel, die ihnen aus dem Haushalt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zugeteilt werden. Jedes der Begabtenförderungswerke hat eine eigene Zielgruppe, die sich an der weltanschaulichen Ausrichtung des Förderungswerks bestimmen lässt. So gibt es jeweils eine Stiftung für die großen monotheistischen Religionen, also für den Islam, das Judentum, den Protestantismus und den Katholizismus. Außerdem hat jede Partei das Recht, sofern sie zwei zusammenhängende Legislaturperioden im Bundestag saß, eine Parteistiftung zu gründen, die dann Stipendien vergibt. Weiter gibt es die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung und die wirtschaftsnahe Stiftung der Deutschen Wirtschaft.

In die Förderung einer dieser Stiftungen aufgenommen zu werden setzt natürlich eine Affinität zu deren weltanschaulicher Ausrichtung voraus. Für die religiösen Stiftungen etwa ist Religionszugehörigkeit entscheidend, die parteinahen Stiftungen möchten Stipendiatinnen die ihre Grundwerte teilen. Ein häufiges Vorurteil ist jedoch, dass Parteizugehörigkeit Voraussetzung für die Aufnahme in die parteinahen Stiftungen sei. Das stimmt nicht; je nach Stiftung kann das sogar hinderlich sein (wenn die Stiftung zum Beispiel gerade nach mehr Unabhängigkeit strebt). Wichtig ist, dass ihr glaubwürdig klarmachen könnt, dass es den Werten der Stiftung nutzt, euch in die Förderung aufzunehmen. Wer etwa vor hat, nach seinem Studium in nachhaltigen Wirtschaftszweigen zu arbeiten oder zu ökologischen Themen zu forschen, der kann bei der Heinrich-Böll-Stiftung (Näher zu den Grünen) sehr gut aufgehoben sein. Bestimmend ist die weltanschauliche Ausrichtung einer Stiftung auch für die Gestaltung der ideellen Förderung. Die Friedrich-Naumann-Stiftung (FDP-nah) wird mehr Seminare über Start-Up-Gründungen anbieten, während bei den religiösen Stiftungen eher religiöse Themen auf dem Programm stehen werden (logisch, nicht?).

Wurdet ihr von einer Studienstiftung aufgenommen, so winken euch die vielen Vorteile der Förderung. Das Ausmaß der Förderung unterscheidet sich zwischen den BMBF-geförderten Studienwerken nur im Detail. Vor allem die materiellen Förderungen ähneln sich sehr. Jede der Stiftungen zahlt euch euren BAföG-Satz, wenn ihr darauf Anspruch habt. Der Vorteil liegt auf der Hand: Am Ende des Studiums müsst ihr nichts zurückzahlen. Ganz unabhängig von eurem BAföG-Anspruch gibt es eine sogenannte Studienkostenpauschale. Das sind 300 € im Monat, die ihr noch zusätzlich bekommt. Der Betrag ist nicht zweckgebunden, wird aber optimalerweise studienfördernden Zwecken zugeführt. Obendrauf gibt es noch die Möglichkeit, Auslandszulage und Reisekostenpauschale zu beantragen, wenn ihr Auslandssemester macht. Je nach Studienort sind das circa 280 € im Monat. Diese gibt es aber für maximal ein Jahr Auslandsstudium während eurer gesamten Studienzeit.

Die ideelle Förderung besteht vor allem in Wissenstransfer unter den Stipendiat*innen und von der Stiftung an die Stipendiat*innen. So finden sich in den Veranstaltungsprogrammen Rhetorikworkshops, verschiedene Arbeitskreise zu aktuellen wissenschaftlichen Debatten oder gar Stipendiat*innen-Campus, auf denen mehrere Tage eine große Bandbreite verschiedener Workshops angeboten werden. Bei allen Stiftungen gibt es auch einen Grad studentischer Selbstbeteiligung. Die besteht zumeist in der Möglichkeit für Stipendiat*innen selbst Arbeitsgruppen oder Seminare zu organisieren und mit finanzieller Unterstützung der Stiftung durchzuführen. Die Stipendiat*innen sind Teil der Auswahlkommissionen für Neubewerberinnen, bei einigen Stiftungen wählen sogar allein Stipendiat*innen die Neuen aus.

Praktische Tipps für die Bewerbung – Voraussetzungen und Verlauf

Die Voraussetzungen zur Bewerbung bei den verschiedenen Förderungswerken unterscheiden sich je nach weltanschaulicher Ausrichtung. Das Avicenna-Studienwerk etwa fördert nur Muslim*innen, der sozialdemokratischen Friedrich-Ebert-Stiftung ist der tatsächliche ökonomische Bedarf wichtig, weswegen sie nur Studierende fördert, die Anspruch auf BAföG-Höchstsatz haben. Einige Stiftungen versuchen vor allem Angehörige gesellschaftlicher Gruppen zu fördern, die sonst wenig Repräsentation genießen. Das sind Frauen, Menschen mit Migrationshintergund, Bildungsaufsteiger*innen oder auch Menschen mit Behinderung. Die Stiftungen beziehen den sozio-ökonomischen Hintergrund der Bewerber*innen in ihrem Auswahlverfahren mit ein. Die Stiftungen wissen, dass ein guter Abitur-Schnitt für Bildungsaufsteiger*innen schwerer zu erreichen ist als für Akademiker*innenkinder.

Noten sind für die Bewerbung bei Förderungswerken aber ohnehin nicht alles. Zwei weitere wichtige Punkte sind gesellschaftliches Engagement und Ambition. Begabtenförderungwerke sind keine caritativen Einrichtungen. Sie fördern nicht (nur) aus altruistischer Motivation, weil sie möglichst vielen jungen Leuten ein Studium ermöglichen wollten. Sie fördern vor allem, um später Multiplikator*innen für die eigene Weltsicht zu haben. Und für Multiplikation gilt: Je einflussreicher desto besser. Wer also im Bewerbungsprozess glaubhaft versichern kann, dass ersie eine einflussreiche gesellschaftliche Position einnehmen will und das auch schaffen kann, wird bessere Chancen haben. Deswegen gilt für den ganzen Bewerbungsprozess: Kein Understatement! Ihr müsst euch so gut wie möglich darstellen und eure Entscheidungen mit Inhalt füllen können. Für eine Person, die nicht glaubhaft erklären kann, wieso sie ihr Fach studiert, wird es in den selteneren Fällen einen positiven Bescheid geben. In der ersten Bewerbungsphase habt ihr bei den meisten Studienwerken noch die Möglichkeit genau zu überlegen, wer ihr sein wollt und wo ihr mit eurem Studium hin möchtet.

Die erste Bewerbungsphase besteht meistens im Ausfüllen eines Bewerbungsbogens oder im Schreiben eines Motivationsschreibens. Wichtig ist: Eure Erläuterungen zu den gestellten Fragen müssen ein besonders positives Licht auf euch werfen. Ihr müsst allerdings immer bedenken, dass ihr in den späteren Bewerbungsphasen den positiven Eindruck über euch halten müsst. Und in diesen lernen euch die Leute persönlich kennen, die später über euren Bescheid entscheiden. Fällt ihnen auf, dass Geschriebenes und Gesprochenes zu weit auseinanderklaffen, fällt das nicht gut auf euch zurück. Bei den meisten Studienwerken müsst ihr zweimal durch persönliche Gespräche. Das sind beispielsweise Gespräche mit Vertrauensdozentinnen sowie ein Vorsprechen bei der Auswahlkommission. Manchmal gibt es Bewerbungsworkshops mit anderen Bewerberinnen, bei denen Teamfähigkeit geprüft wird. Tendenziell gilt: Je kleiner das Förderungswerk, desto geringer die Konkurrenz und desto “einfacher” das Bewerbungsverfahren. Danach könnt ihr euch allerdings schwerlich die Stiftung aussuchen, wenn sie nicht auch weltanschaulich zu euch passt. Ein wertvoller Hinweis ist: Die Förderungswerke tauschen sich untereinander darüber aus, wer sich bei wem beworben hat. Bewerbt ihr euch gleichzeitig bei der Rosa-Luxemburg- (Linken-nah) und der Konrad-Adenauer-Stiftung (CDU-nah), werdet ihr in Erklärungsnot geraten.

Für jede Bewerbung braucht ihr übrigens Gutachten. Das sind in der Regel zwei. Eines, das euch herausragendes gesellschaftliches Engagement bescheinigt und ein weiteres, in dem eine ehemalige Lehrkraft oder eine dozierende Person eure Studieneignung bezeugt. Wer sich direkt nach dem Abitur bewirbt, hat es so erst einmal einfacher. Neu an der Uni ist es eine große Hürde, an ein Dozierenden-Gutachten zu kommen, vor allem weil erwartet wird, dass dieses von ordentlichen Professor*innen geschrieben wurde. Gerade von der Schule abgegangen, reicht noch ein Gutachten von Lehrer*innen. In der Regel muss dann aber nach zwei Semestern ein Dozierenden-Gutachten nachgereicht werden. Für diese gilt: Weg mit der Scheu! Für Professor*innen oder andere Dozent*innen wird es nicht das erste Mal sein, dass sie um ein Gutachten gebeten werden. Sie sind sich in der Regel darüber bewusst, dass sie euch nach zwei Semestern noch nicht gut kennen. Die meisten werden euch trotzdem ein Gutachten schreiben, wenn ihr etwa durch ein persönliches Gespräch überzeugen könnt. Oder einfach weil ihr ihnen sympathisch seid.

Das Ehrenamts-Gutachten holt ihr euch beispielsweise von den Vorsitzenden eures Sportvereins, von dem Pfarrer oder der Pfarrerin eurer Gemeinde oder den örtlichen Parteivorsitzenden. Habt ihr euch in Verbänden durch ehrenamtliches Engagement hervorgetan, ist ein wohlwollendes Gutachten sehr wahrscheinlich. In welchem Feld ihr euch ehrenamtlich betätigt habt ist formell egal. Ihr könnt euch auch mit Engagement in der Kirche bei einer Parteistiftung bewerben und umgekehrt. Optimalerweise zeigt sich in eurem Engagement aber schon eure Affinität zur Weltanschauung der jeweiligen Stiftung.

Doch auch wenn es mit der Bewerbung bei einer Studienstiftung nicht klappt: Durch das Bewerbungsverfahren gegangen zu sein, ist nicht zwingend umsonst. Die Fragestellungen regen tiefere Reflexion über die eigene Person und über die Studienplanung an. So könnt ihr vielleicht Erkenntnisse darüber mitnehmen, wo ihr mal hinwollt. Die Bewerbungsgespräche bieten eine gute Möglichkeit, um für spätere Bewerbungsgespräche zu üben und zum eigenen Auftreten Feedback zu bekommen.


Es gilt: Durch eine Bewerbung bei einem Förderungswerk kann man allenfalls etwas Selbstbewusstsein verlieren. Und auch das ist meistens unbegründet. Nicht in die Förderung aufgenommen zu werden, heißt nicht zwingend, dass man “zu schlecht” ist, sondern in den meisten Fällen einfach, dass die Stiftung nicht zu einem passt. Also: Versucht es einfach!

Alle Angaben ohne Gewähr

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Back To Top